Abschied
Klar bin ich da regelmäßig drinne, Herr Oberpolißei. Zweimal die Woche. Man muß doch
eine Regelmäßigkeit im Leben haben. Nicht so chaotisch. Wird ihnen jeder Arzt bestätigen.
Nur daß gestern plötzlich meine Freundin an meinem Hocker stand und Zoff machte. Dabei
hatte ich da erst 4 und 4. Nee, halt - eine Saalrunde von Karle noch. Mußte ich mittrinken,
obwohl ich ja lieber Korn...ja ok klar also weiter. Und bittschön sprechense nicht so laut.
Jedenfalls ist die dann bald wieder abgehauen. Jetzt hat sich aber mal gezeigt, was Kumpels
sind. Die nächsten Gedecke hab ich alle spendiert gekriegt! Und das für'n paar Minuten
Geschrei! Sehnse - Freunde in der Not oder so. Obwohl mir nicht so ganz klar war,
warum sie mich jetzt bedauerten.
Junge nee, hatte ich zu tun. Irgendwann bin ich dann aber doch lässig von meinem
Hocker geglitten, weil ich nach Hause wollte. Ging auch ganz gut, obwohl ich ein paar
Dinger mehr als sonst drin hatte. Der Teppich kroch mir entgegen und zog eine Tür hinter
sich her. Die hab ich dann mühsam aufgemacht. Eine merkwürdige Konstruktion - die
Klinke auf der Straßenseite ist in normaler Höhe, das weiß ich noch ganz genau. Aber
gestern von drinne - kaum zu erreichen. Habs aber geschafft. Man will sich ja nicht vor
seinem Hund blamieren. Draußen sagte der Fußabtreter "Hallo Fußabtreter" zu mir. Da
war ich aber doch froh, daß auch Andere so schusslig sind wie ich. Aber meine eigene
Stimme hat er perfekt nachgemacht, alle Achtung.
Am Weitergehen wurde ich allerdings gleich gehindert. Da stand ein Paar Damenschuhe
im Weg. Ich konnte sie leider nicht wegschieben, waren schwerer als ich dachte. Und
konnten auch reden.
"Du versoffener Kerl, Du, laß meine Beine in Ruhe! Die wirst Du nicht mehr anfassen
geschweige denn und ich dumme Trine komm extra zurück, um zurückzukommen. Vielleicht
hätte ich mich sogar entschuldigt dafür, daß ich Dir eine Szene vor all den anderen
Suffköppen und weggelaufen bin. Aber recht hatte ich, jawohl recht recht recht!"
Ha! Sehnse, hier, nur einmal hat mich so'n Pfennigabsatz --- haben wir eigentlich noch
Pfennige? Jedenfalls hab ich gerade noch meine Hände in Sicherheit meine Reflexionen
sind nämlich prima in Ordnung. So konnte ich wenigstens meine Ohren schützen:
"Das sage ich Dir, Du wirst mich nie mehr wiedersehen. Und wenn Du mich irgendwo
wiedersiehst, rate ich Dir, daß Du mich nicht siehst. Sonst...!!!"
Die Schuhe waren plötzlich weg. Aber das alles hat mich ganz schön angestrengt. Da bin
ich dann eingeschlafen. Passiert mir zu hause auch. Auf'm Sofa. Nur daß das Sofa dort vor
meiner Kneipe kleiner und dreckiger war. Aber hätten sie ein bisken gewartet, hätten sie
mich da nicht wegholen brauchen. Ich wache jeden morgen automatisch um halbsieben auf.
Jawoll, schon seit Jahren. Ich bin ein ordentlicher Mensch!
Enttäuschung
Wir waren ein gutes Team. Jahrelang, nein - jahrzehntelang. Früher hieß das allerdings
noch nicht Team. Aber trotz des Fehlens einer modernen Bezeichnung klappte unsere
Zusammenarbeit meist ganz gut. Schon im Kindesalter machten wir wichtige Dinge
immer gemeinsam. Unsere Beziehung war ohnehin viel enger als die jeder denkbaren
Gruppierung.
Klar, es kam immer wieder mal zu Unstimmig keiten. Manchmal verfluchte ich sie, wenn
sie sich in Vorgänge einbrachte, die sie nichts angingen. Oder wenn sie etwas
bemerkte, das sie besser nicht hätte registrieren sollen. Immerhin, sie war lernfähig.
Im Gegenzug wäre es oft klüger von mir gewesen, auf ihren Erfahrungsschatz zurückzugreifen.
Zum Beispiel auf Hinweise wie "Ja doch, die Wiese ist schön. Geh trotzdem nicht hin."
Oder "Markier nicht den Supermann. Du verträgst dieses Wetter nicht. Zieh dich entsprechend an."
Im Allgemeinen jedoch waren wir...aber das sagte ich ja schon. Und daß
sie die Sensiblere von uns beiden war, hatte oft Vorteile. Sofern es um ihre speziellen
Fähigkeiten ging. Für Anderes war sie ohnehin fast nicht zu gebrauchen. Daß sie mitunter
Unterstützung bot in anderen Bereichen, war mir nur recht. Letztlich profitierte ich ja
davon. Information und Durchblick ist immer gut.
Deshalb verstehe ich auch nicht, daß sie diesmal so sehr übertreibt. Nicht nur, daß
sie keine ihrer Aufgaben wahrnimmt, nein - sie will anscheinend sogar weglaufen!
Nie hätte ich das von meiner Nase erwartet!
Fortschritt
Dunkelstrahlen, gefangen in spinnwebverhangenen glühlampen, die sich ihres namens
schämen. Keine chance zur wandlung in licht.
Stählerne sinnlosigkeiten, große und riesige, monstern gleich, auch kleine, fast
filigrane. Und waren doch einmal fast lebewesen.
Gefrorene bewegungen, nicht den namen verdienend, der an wege erinnert, an vorwärtskommen.
Festgehalten auf ewig in einer symphonie aus rost.
Kompakte kunstwerke aus eisen und kupfer, kraftlos herausgeflossen die kraft. Tote
schönheiten, zu tränen rührend den kundigen.
Stücke aus material, unkenntlich fast schon durch bloße abwesenheit von händen. Sollten
einmal werkstücke werden, zu ehren das werk.
Herumliegende gebilde, die den mensch zum menschen machen, so sagt man. Ihm zur schande
gereichend durch nichtgebrauch.
Leben nur noch in staubigen ecken und faustgroßen löchern. Geräusche nur noch durch
abwesenheit von glas.
Schritte nur noch die meinen.
Frühling um halbsechs
Nun ja , wir haben es ja so gewollt. "Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte...".
Das wär ja ok, ein blaues Band raschelt vielleicht ein bissel beim Flattern. Vögel eher nicht. Die
behaupten dreist und vor allem laut, es wäre jetzt Frühling. Früh um halbsechs. Bei 12 Grad.
Ja ok, und strammer Sonne. Deshalb sind es jetzt, Mittags, stolze 16 Grad. Na toll.
Und früh um halbsechs - ich habs ganz deutlich gehört - bestand die Hälfte des Geflötes auch aus Gelächter.
Konnt ich mir erst nicht erklären. Aber da ist mir jetzt dieser alte Spruch wieder eingefallen: "Der frühe
Vogel sieht den Wurm im Nachthemd" oder so ähnlich. Ja ja, ich weiß, da muß man doch Verständnis
haben. Und man sollte sich halt die Decke über die Ohren ziehn. Auch so ein doofer Spruch. Funktioniert
nur auf dem Papier. Dabei haben Wissenschaftler festgestellt, daß jede Form von Schalldämmung
wirkungslos wird durch das bloße Wissen um die Lärmquelle. Wenn z.B. nachts in der Wohnung nebenan
das junge Pärchen...
Achso, ja, Lärm. Zum Beispiel beim Zahnarzt. Ich weiß, daß der neue Bohrer meines Zahnarztes mit
Ultraschallatomen angetrieben wird. Gegen Schmerzentfaltung. Sind aber halt ziemlich klein,
die Atömchen. Kommt der Schmerz trotzdem manchmal durch. Vermutlich, weil ich weiß, daß er da
sein müßte. So ist das eben. Auch früh um halbsechs zeigt sich - die ganze Wissenschaft nützt nix.
Besser wäre, die Würmer blieben in ihren Löchern. Bewirkt den halben Lärmpegel. Den Rest übertönt
laute Musik aus dem Radiowecker. Um dreiviertelsechs.
Herr Meier am Fenster
Ich mag Katzen.
Auch wenn die dort jetzt Raubtier spielt und nach den Amseln giert, die todesmutig um sie
herumhüpfen. Obwohl -Todesmut ist Quatsch. Hunger haben sie. Mut und Hunger sind eh
Geschwister. Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, ich müßte jetzt in diesem halbgefrorenen
Pücklermatsch rumhämmern.
Ich mag den Winter nicht.
Dauernd reden sie von globaler Erwärmung. Nun mal los! Hier auch bitte! Oder liegt
meine Schlafmetropole nicht auf dem Globus? Wenn nein warum nicht. Zustände...
Die Katze sitzt immer noch da.
Spielt Porzellanfigur. An der Grenze meiner mühsam mit Dioptrien zusammengehaltenen Sehschärfe
erkenne ich aber ein gelegentliches Wackeln der Ohren. Beneidenswert.
Mir genügt das nicht,
um mich warmzuhalten, wenn ich an der Haltestelle stehe. Liegt vielleicht auch daran, daß ich
nicht mit den Ohren wackeln kann. Hab ich mich nun erfolgreich vom Animalischen gelöst? Bin
ich damit schon ein Mensch? Wahrscheinlich. Könnte mir Schildchen anheften mit "zu viel gelesen
zu wenig kapiert korrekt chaotisch". Ginge bei der Katze nicht. Wär auch schad um die
Katzenfelloptik. Hübsches Tier. Aber auch wenn eine Katze nicht hübsch ist, so ist sie’s nur
wegen ungünstiger Umstände. Temporär gewissermaßen. Außen.
Ich mag Katzen.
Ist mir egal, ob Katzen eigentlich uns beherrschen oder nicht. Sollen sich doch tausend
Wissenschaftler weltweit damit beschäftigen. Oder mit anderen irre wichtigen Dingen. Recht so.
Man muß dankbar sein, daß nicht schon alle Eierköppe der Welt so schlimme Sachen basteln,
daß wir bald alle hungern und frieren. Selbst Katzen. Obwohl - Radiowinter zum Beispiel klingt
garnicht so schlimm. Aber ist halt Winter.
Wo ich doch den Winter nicht mag.
Katzen sind ja zähe Ludersch. Hab auch noch nie eine vor Kälte zittern sehen. Hunde ja schon.
Besonders die kleinen spinnenartigen, deren Größe umgekehrt proportional zu der Breite Ihres Frauchens
ist. Frauchen - das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Oder nee, lieber nicht.
Soviel Sherry zum Nachspülen gibt's garnicht.
Ja, der Herr Weinbaum. Seine Hunde- und Katzeninsel - man müßte das mal wieder lesen.
Andererseits - dieser tiefgekühlte Trübsinn da draußen macht faul. Und neidisch auf Katzen.
Die dürfen eigentlich immer faul sein. Und sind im faul Daliegen noch attraktiv. Ehemännern werden
in dem Fall von ihrer Guten Hälfte nicht solche Nettigkeiten gesagt. Nicht mal eine Anerkennung,
daß er ja dann auch keine schädlichen Veränderungen am status quo des Weltalls vornimmt -
nichts dergleichen.
Ich mag Katzen.
Seltsam - diese ganz besondere Wirkung auf viele Menschen. Natürliche Anmut? Aber was ist das
eigentlich? Und dann diese prima beruhigende Wirkung. Sonst regt unsereinen doch alles auf, was
nicht so läuft, wie wir wollen. Eine Katze - beruhigt. Und so richtig lange übelnehmen kann
man ihr auch nichts. Auch wenn sie gerade dann Achten um die Füße läuft, wenn man einen
heißen Topf in der Hand hat. Stöckchen holt sie auch nicht. Muß sie auch nicht. Hauptsache,
sie ist da, hin und wieder. Hat ja auch draußen zu tun. Wie jetzt gerade. Vielleicht will sie
ja auch die Piepmätze beruhigen. Wo sie’s doch kann.
Mein Gott, bin ich müde.....
Des Ritters Lohn
Nun saßen sie da am Ufer des Sees, den Sonnenuntergang zu betrachten. Auf einer Bank,
versteht sich, denn ein wenig kühl sollte es werden an diesem Abend. So hatte er denn
auch fürsorglich seine Jacke drapiert über der Lehne. Und seinen Arm auf der Lehne,
umfassend ihre Schultern, doch ohne sie zu berühren. So lange kannte man sich ja noch
nicht, daß er sich mehr getraute. Und wohl tat er daran, denn ihre Gedanken waren
freilich: "Wenn er es nur wagt, die Hand noch um eines Fingers Breite weiter zu schieben,
so schlag ich ihm drauf mit Verve!".
So saßen sie denn in Betrachtung versunken eines Vorgangs, der schon Generationen
entzückte und noch entzücken mag, bis man es uns dereinst abgewöhnt haben wird. Wohl
eine halbe Stunde lang oder ein wenig mehr. Und stolz auf seine Ritterlichkeit und
Beherrschung wuchs in ihm. In Ihr jedoch wuchs der Gedanke "Nein, daß er mich wirklich
liebt, ist wohl nicht anzunehmen. Denn es überkommt ihn ja nicht!"
Ungeduld
"Oh mann, in diesem runden Gehäuse hier kriegt man ja wirklich mal 'nen Triesel.
Wird Zeit, daß wir rauskommen."
"Da hast Du recht"."Wohl wahr"."Besser gestern als gleich". Zustimmendes Gemurmel
ringsumher.
"Habt ihr schon Pläne gemacht für draußen?"
Solide Typen versuchten die Ungeduld in ruhiges Fahrwasser zu bringen:
"Na, ich denke jeder sollte wohl die Aufgabe kennen - schön gleichmäßig ausschwärmen
und versuchen, das Nötige zu tun!".
Ein Stimmchen aus dem Hintergrund störte jedoch ein wenig:
"Ich werde seine Frau in der Nase kitzeln!"
"In der Nase! Ogottogott! Meinst Du wirklich, daß ihre Nase der richtige Ort für dich ist?"
Diverse anzügliche und verächtliche Kommentare verschmolzen zu einem langgezogenen "Ööööö".
Der Übereifrige verschob sich mit langsamen Wellenbewegungen in den roten Bereich.
Einige etwas schwächer Gebaute wurden nachdenklich. Sie konnten sich schon jetzt
denken, daß sie nach einigen Zickzackbewegungen einfach verschluckt sein würden.
Eine kleine Gruppe sehr stark Aussehender schmiedete Pläne, Tips wurden ausgetauscht. Auf
die Fragen Unentschlossener gab es nur vage Antworten wie:
"Wir werden versuchen, notfalls in Umwegen, das Richtige zu tun"
In die wieder aufkommende Unruhe hinein ertönten Rufe aus dem Inneren:
"He, Leute, es geht los. Hier hat sich drastisch die Spannung erhöht!"
Herr Mirbelhuber hatte endlich die defekte Sicherung ausgetauscht.
Nun gab es kein Halten mehr! Die in der Glühlampe gefangenen Lichtstrahlen drängten
blitzartig nach draußen.
Alles unter 5 Euro
( Monolog einer Weihnachtseinkäuferin )
Na, bitte. Bis jetzt lief doch alles prächtig. Immer in der vordersten Reihe gewesen.
Jederzeit bereit für einen Ausfallschritt, wenn von hinten geschubst wurde. Gut soweit.
Jetzt stehe ich jedenfalls hier vor der Glaskiste und muß mich konzentrieren.
Also... wo ist jetzt diese Schachtel mit den Lämpchen drauf. Beatrix hatte sie mir genau beschrieben.
Sie hatte ja eine erwischt. Sonst wär es mit der Beschreibung Essig gewesen. Meine
Freundin eben. Weiß genau, was sie gedacht hat. "Ätsch" und "Wühl mal schön" und andere
Lieblichkeiten.
Verdammt, ich muß aufpassen. Da drüben hab ich eben zwischen dem anderen Zeugs eine gesehen.
Wenn das jetzt die Letzte ist und wenn - ich glaub ich schreie. Ich muß da rüber. Ich muß da
rüber! Wie krieg ich bloß die Dicke da weg. Scheint gottseidank was Anderes zu suchen.
Aber...kein Risiko. Ich werd mal diese Schrottschachtel hier...so...und jetzt die Hand drauf und
verstohlen geguckt. Jetzt ein bisschen unter die Anderen drücken. Ha, jetzt hat sie's gesehen.
Sie fängt schon an zu schieben. Hä hä, soll mal ruhig ein Loch reißen. Gut für mich. Ein
Glückstag heute. Nein, bleib ruhig, Britta. Nicht leichtsinnig... Zack, das hat geklappt.
Die Spillrige hat sich natürlich dazwischen geschoben. Hatte ich fast erwartet. Die ist aber
auch so dürre, daß sie von alleine brennt. Könnte die Dicke noch ein bisschen Fett dazu....
Aufpassen, Britta, aufpassen !
Na warte, Dürrbein, für Dich hab ich was! Hab mir nämlich einen neuen Trick ausgedacht.
Gewissermaßen rechtzeitig zur Saison, hä hä. Ich brauch noch'n Kerl dazu.
Werd kaum allzulange warten müssen. Wo 5 Euro dransteht, gucken die auch. Und wenns bei
Unterwäsche ist. Oder bei.......
Na los, komm, Freundchen. Jawoll. Gut so. Ich liebe zielstrebige Männer!
So, jetzt...jetzt.
"Sie, schämen sie sich nicht, sie Flegel - Pfui!!!"
Stop, Britta, genug, das reicht. Bloß nicht überziehn jetzt. Der Geschäftsführer soll mal bleiben
wo er ist und mit seiner Tippse weiter am Schreibtisch wackeln. Na, das hat doch prima geklappt.
Das Streichholz guckt zwar wie angeschossen, aber sagen kann sie nix, in Klammern gar nix.
Hab sie ja nicht geschubst. Aber vor solch Grabschern zuckt man halt ein Stück zurück, das
werden sie doch verstehn, Teuerste?
Was für rote Ohren der Kerl jetzt...
Aufpassen Britta, aufpassen.
Genau noch einen halben Meter daneben. Gut, aber noch zu riskant.
Ranreichen würd ich ja gerade so. Aber wenn mir die Schachtel aus den Fingern rutscht...
Dann ist sie im Rampenlicht, gewissermaßen. Womöglich krallt sie dann einer von diesen
Gierschlunden hier. Na ja, für die paar Zentimeter reicht der Einmalhalbumdrehtrick.
So, na siehste.
Mensch Britta, bleib ruhig jetzt. Hände abwischen nicht vergessen. Schnell. Halt, Tasche auf
die andere Seite! So....schwupp. Ich kanns nicht glauben ! Ich hab sie !!! Schnell dahinten
in die Ecke, Erleichterungstränen braucht keiner sehn. Nicht wie voriges Jahr, wo ich
diesen hilfreichen Typen nicht mehr los wurde.
So, nun aber schön ruhig nach Hause. Günter ist dann noch nicht da. Kann ich sogar noch 'ne
Kerze anmachen. Da guckt er wenigstens nicht so mit diesem scheidungsträchtigen Blick. Ist
ja nicht da. Dann werd ich vorsichtig auspacken und das Dingelchen daneben stellen.
Inzwischen wird der Tee kalauern. Und dann kommt der große Moment. Ein paarmal am Rädchen...
und das Uhrwerk wird schnurren:
"In der schönen Weihnachtszeit
macht jedermann dem Andern Freud
und gibt von seinem großen Glück
dem Andern gerne ab ein Stück."
Der Backtag
Eine Begebenheit, die beinah arg ausgegangen wär
"HA!" rief der Bäcker, "eine SF-Story muß gebacken werden, gleich nun und auf der
Stelle". Und ohn Verzug begab er sich in seine Storyküche, stürmischen Schrittes,
geringschätzend das Flimmern verdrängter Luft, und band sich um geschwind das
Schürzlein mit der Aufschrift: "THE GREATEST STORYMAKER".
Hatte gehört und sehr wohl behalten den Hinweis älterer Damen, daß ein Kuchen am
besten gelänge, so man nicht wägt die Zutaten in akribischer Weise. Vielmehr sei
es angeraten, zu greifen hierhin und dorthin, gefühlvoll, dennoch beherzt, in die
reichlich vorhandenen Vorräte an leckerem Lesestoff, festgehalten in vielen Werken.
Die freilich auch Vielen bekannt, was ihn jedoch in unbedeutendem Maße nur inkommodierte.
Griff sich also Brauchbares wie die "degenerierende Erde und aufstrebende Kolonien",
ein "Schiffsgehirn" und noch so Etliches. Überwand auch mannhaft in Ansätzen vorhandene
Besorgnis, zu greifen in den Behälter mit Kindern leiblicher Eltern, hübsch unbeliebt
in den Tagen der Zukunft. Und freilich auch in den mit Herzögen, Prinzessinnen etc., fest
daran glaubend, daß nicht alles, was von Anderen geliefert, gleich als solches erkennbar sei.
Hat es dann fein zusammengerührt und mit Hingabe, der Bäcker, darauf vertrauend,
daß Zusammenhalt entsteht durch reichliche Verwendung von vorgefertigten, oft bewährten,
somit wohl hinreichend sicher funktionierenden Satzteilen. War sicher, daß durch
heftiges Rühren der Ursprung nicht mehr zu erkennen sei, mehr noch, daß eine
gewisse Brillianz entstehen könnte, geeignet ihn herauszuheben aus der Masse.
Ist dann aber doch Verblüffung in sein Gesicht gekrochen, aufwärts, hohnsprechend den
Gesetzen der Schwerkraft. Hat nämlich das Gefühl gehabt, das sichere, daß etwas fehlt.
Das durchaus dazu führen könnte, daß Genießern des Werkchens Bemerkungen wie
"Jaaaa, schooon, aaaber..." aus den Zahnlücken perlen könnten. Nicht eben rühmlich
und nicht genug, auszutarieren das Gewicht des reichlich vergossenen Schweißes.
Konnt es aber nicht gleich benennen, das Gefühl.
Hat sich derhalben, aufkommende Unruhe flugs unterdrückend, erst einmal vor das
Ruhigstellungsgerät gesetzt. Ist dann aber ob der Anstrengung eingeschlafen, zusätzlich
ermüdet durch eine Werbung für Hosenträger, bestehend zu neun Zehnteilen aus
einem weiblichen Wesen, welches sich dümmlich blickend und brünftig stöhnend die
Lippen leckt. Ist bei Kurzem wieder aufgewacht durch ein Klatschen, verursacht durch
einen sicherlich unbedingt notwendigen Schlag, ausgeteilt an ein Wesen, welches sich
in unverständlicher Weise für Süßwaren interessiert und damit selbstverständlich
schlagenswert ist.
UND HAT ES PLÖTZLICH GEWUSST !!! "Will ich etwas unter die Leut bringen, darf ich
doch heutigentags nicht vergessen Sex und Gewalt!" Hat also, erfüllt von Erleichterung,
schnell von jedem eine Handvoll genommen und, aufkommenden Übermuts nicht achtend,
rückwärts über die Schulter in den Trog geworfen. Und wo es aufkam, war es ihm
eins und genehm so. Rief dann wieder "HA!", der Fleißige, triumphierend diesmal, und
buk, was im Trog, zur Story. Hat freilich eine kleine Idee zerbacken, die des
Hervorschmeckens wert gewesen wäre. Hat es aber in Kauf genommen, wollte doch gar so
sehr dem Publikum gefallen.
Zeit
Angenehmes Schweben.
Und Zeit.
Selten, ganz selten eine Lagekorrektur.
Geringfügig. Nicht beeinträchtigend mein gewohntes Wohlfühlen.
Und Zeit.
Hin und wieder eine Ahnung von Unheil.
Veränderung. Unheil. Forderungen.
Störend mein ruhiges Dasein.
Und Zeit.
Merkwürdigerweise im farbenlosen Raum eine
Farbe, hin und wieder. Immer die gleiche. Dann wieder
ersehntes Dunkel.
Und Zeit.
Es ist mein Reich hier, meine Welt.
Ausreichend. Überschaubar.
Wenig Information. Gut so.
Gelegentlich ein wenig Denken.
Und Zeit.
Die Geräusche im normalen Bereich.
Ganz selten eine Rhythmusstörung, schnell wieder vorbei. Ich bin hier drin wahrscheinlich sicher.
Und Zeit.
Manchmal allerdings -
es scheint, als käme zunehmend Unruhe in meine Welt. Was geht da vor?
Ich habe Angst vor lästigen Störungen.
Und Zeit.
Es ist mir gar nicht so recht, daß ich manchmal Informationen
umsetzen kann in - Bilder? Ich sehe doch nicht! Aber da sind
bedrohliche Bilder!
Und Zeit.
Das häufigste Bild : Eine Gestalt, am oberen Ende mit Gedanken
umgeben. Häßlich und kahl dieses Oben, und es denkt an den bestimmten Tag.
Eine Woche.
Irgendwie spüre ich sehe ich - Scharfes.
Werde ich es fühlen? Wahrscheinlich nicht. Aber es wird mein angenehmes Schweben beenden.
Ein Tag.
Schade.
Ich hatte gehofft, daß ich auf ewig einfach nur dasein könnte. Zufrieden im Raum,
der Raum zufrieden mit mir.
Jetzt ?
Ich will nicht ! Ich will nicht !!! Es brennt so ! Was ist das in mir ?
Ich will nicht hier sein !
Werbung
"Eh Alter, hier wa?
Waaaau, die Möpse!
Zeich ma, zeich ma eh!
Hier wa? Ooch nich schlecht eh.
Gaiöl !
Tier wa? Matte, eh!
Würdick ooch abknicken, die Simme.
Die?
Nee die nich. Muttertier, wa."
***
Ich bleibe stehen. Drehe den Kopf robotergleich in die Richtung dieser Informationsfragmente
enthaltenden Geräusche. Da muß etwas in der Mitte der halbrunden Geräuschquelle sein.
Etwas wahnsinnig Interessantes. Aber nur für Männer, statistisch gesehen. Die da um ETWAS
herum stehen, Rücken rund, Kitteltasche an Kitteltasche, sind Männer. Na gut, der Weg ist
das Ziel.
Mädels sind nur zwei zu sehn. Merkwürdig. Stehn auch weiter weg. So
uninteressiert, daß es knistert. Die sagen natürlich nichts in Wort und Bild,
als jetzt der Etagenchef um die Ecke biegt. Das wäre ja auch wie auf einen
anderen Kanal zappen!
Wie der Mensch das bloß macht? Der kann in die Hände klatschen, als ob an
der Rolltreppe das Gummigeländer beidseitig abspringt. Höchst wirksam!
Die Rundrücken werden zu etwas geraderen Vorderansichten von clerasilbedürftigen
Azubis.
"Also, meine Herren, nachdem Sie nun Ihren Bildungsstand geringfügig auf
Kosten des Hauses erhöhen konnten, bitte ich, kostendämpfende Maßnahmen in
Form von heftiger Arbeit einzuleiten. Ein jeder auf der ihm angewiesenen
Etage, wohlgemerkt! Die Schilder mit den leicht- bis nicht bekleideten
Damen nehmen Sie mit - an Ihr gewiß ursprünglich ins Auge gefaßtes Ziel.
Also - die Bikinidamen und alle mit dem Finger im Mund hier an "Brot und
Kuchen", die Nackten oben zu Hosenträgern, Haushaltwaren etcetera und so
weiter entsprechend Verteiler. Hurtig hurtig.
Wie bitte? Nein, für Lutscher und anderen Kindersüßkram
sind natürlich die Totenköpfe und Monster dahinten. Was lernen Sie
eigentlich an Ihren Schulungstagen? Umsatzsteigerndes Zuordnen jedenfalls
nicht. Also los jetzt, ich erwäge sonst, mich zu ärgern!"
Ich selbst erwäge spontan, öfter hierher zu kommen. Kaufhäuser sind eben
heutigentags Erlebniswelten. War doch hübsch, die Showeinlage. Und ich
will unbedingt dabeisein, wenn nacktes Fleisch nicht mehr zieht, pardon,
umsatzsteigernd wirkt. Denn was kommt danach? Das will ich sehen, als
Erster möglichst.
Nachdurst
Oh mann, watn Krach da draußen! Ich will noch schlafen! Gottverdammich!
Na, nun ist es sowieso vorbei. Wenn man erstmal Wut hat, daß man nicht mehr
schlafen kann, dann kann man vor Wut nicht mehr - ach so, ist ja klar.
Also hoch.
Aua aua aaaah ! Mein Kopf! Ach ja, die Party gestern...
Jetzt sitz ich erstmal. Und schon einen Rasenmäher im Schädel. Soll ich
wirklich aufstehen? Aber ich hab Durst. Von was hab ich...ja richtig. Also
muß ich wohl raus aus dem Bette.
Junge nee! Der Rasenmäher will fort mit mir. Aber nicht dahin wo ich will.
Bloß festhalten. Gleich hier an der Klinke am besten. Und schön an die Tür
gelehnt. Das sollte erstmal ein bissel Ruhe ins System bringen.
Aber daß hier 'ne Tür ist...schon irgendwie seltsam. Da ist das Fenster.
Gut so. Bitte bleib da. Da ist..ei wei, bloß den Kopf nicht so schnell
drehen. Also da ist noch 'ne Tür, offen gerade. Na ok, war, glaub ich,
schon immer da. Oder? Jedenfalls ist hier jetzt noch 'ne Tür. Mein Gott
was muß ich alles gesoffen haben. Kenne meine eigene Wohnung nicht mehr.
Dreht sich aber auch alles. Und obwohl ich gerade stehe, steh ich schräg.
Warum bloß? Schon irgendwie ulkig. Gehört aber wohl dazu. Muß vielleicht
ein bissel abwarten.
Aber ich hab Durst! Ich muß in die Küche! Also los!
"Herr Primsen! Herr Primsen! Aufwachen! Genug geschlafen! Na sehnse, geht
doch. Ich muß nämlich den Tropf abmachen. Und zuviel schlafen dürfense in
ihrer Situation jetzt sowieso nicht.
Was, wie? Ach Situation - na Sie haben eine Platzwunde auf der Stirn, eine
leichte Gehirnerschütterung und ein bissel Blutverlust durch die vielen
Schnittwunden. Einen Schreibberuf haben Sie doch nicht, nein? Is nur wegen
dem Finger.
Was, wie? Ach Schnittwunden - na von dem Glaseinsatz in der Tür, mit der
Sie umgefallen sind. Schon seltsam, Sie haben sie doch auch ausgehoben,
damit Ihre Partygäste besser und so. Daß Sie beim Einhängen damit umfallen,
also wissense. Na sehnse, Sie könn ja schon wieder ein bissel grinsen.
Sind'n Stehaufmännchentyp, wa?
Was, wie? Ach noch ne Tür. Nee, natürlich nicht. Könnse ganz beruhigt sein.
Wird doch wohl'n Weilchen dauern, bisse Ihre Gehirnerschütterung los sind.
Plappern ein Zeugs, na wissense. Is aber alles völlig normal. Wir kriegen
Sie schon wieder hin, Herr Primsen.
Farben kaufen
"Nee, Herr Wachtmeister. Hab ich nich. Und wieso soll die Malerei hier anders aussehn als
die anderen Pinseleien? Sehnse mal, ich kann ja zum Beispiel noch nich mal erkenn,
ob das Kind da mit dem knallroten Anorak ein Junge oder ein Mädchen ist".
Das Äquivalent zu einem Wachtmeister schaut in die Blickrichtung des älteren Herrn
und wieder zurück. Dann öffnet er den Mund - und macht ihn wieder zu. Sieht aus, als
wenn er die Frage wieder in sich hineingesaugt hat. Jedenfalls stellt er sie jetzt an
die Frau neben dem Nichterkenner. Dann tritt er einen halben Schritt zurück, weil er
herumfuchtelndes Gemüse nicht mag. Schon gar kein Porree.
"Sehnse Herr Wachtmeister, ich sag immer zu mein Mann, siehste sag ich, Du hast die
besseren Augen von uns beiden. Also den Haushalt müssense da jetzt mal rausnehm. Aber
da könn die Männer ja alle nich über ihren Schatten schlurfen. Nee, brauchense jetzt nich
protestieren, is ja nich böse gemeint. Was? Achja, das Zeugs an der Hauswand. Sehnse, weil
ich nämlich nich so gut kucken kann, wie mein Robert, das ist er hier, damit sie da jetzt
nich was Falsches auf ihrn Zettel...achso das Zeugs. Ja sehnse, ich kann ja nich mal sehn,
was das Kind da überhaupt anhat".
Der Wachtmeister Genannte dankt in vorbildlicher Beherrschung und schaut noch einmal zum
roten Hydranten. Dann sucht er sich ein Befragungsobjekt, was nach besserer Sehkraft aussieht.
"Siehste Robertchen, was ich immer sage, wir brauchen keine Tarnung. Wir brauchen nur das
rausfallen lassen, was die Leute von uns erwarten".
"Da haste wahr, Lottchen, hätt ich nich gedacht. Na denn komm, der Grünling hat uns ein
Stücke Zeit gekostet. Und so viel Zeit haben wir jetzt auch nich zu verschenken. Auch wennse unseren
Rentnerclub dichtgemacht haben".
"Na ehmt. Wenn die Kinderchen sich 'ne Ersatzbeschäftigung auf der Straße suchen können, denn
könn wir das auch. Jawoll, ab nach McVerschleuder. Silber, Orange und zweimal blau brauchen wir".
Versunken
Ein abschätzender Blick kommt zuerst. Und ein prüfender Griff. Zwei-dreimal
vor- und zurückschieben. Nicht mehr im Moment. Ein Küßchen aufs Werkzeug. Dann
ein Blick, in dem liegt : "Jetzt wirds ernst. Und Du bist nun erstmal unwichtig".
Und dennoch erfüllt mich dieser Blick mit großer Freude. Denn da ist Liebe, da
ist Vertrauen - und ein großer Anteil Schalkhaftigkeit. So ist die Bedeutung
doch eine ganz andere, als Worte sagen könnten.
Noch ein ganz sanftes Kratzen mit den Fingernägeln von ganz unten bis
hoch zur Spitze. Auch nur einmal. Schon sitzt sie auf mir. Genauso flink verschwindet
das Werkzeug dahin, wo es hingehört.
Ganz sanft streicht sie mir jetzt mit beiden Händen vom Hals an über die Brust
zum Bauch. Das ist wie ein Winken zum Abschied, ich empfinde es so. Ich werd es
ihr aber nie sagen. Oder weiß sie das?
Es ist ja auch nur ein Abschied der Art, wie eben mal kurz aus der Tür gehen.
So daß es überhaupt nicht schmerzt. Im Gegenteil. Ich weiß ja, wohin sie gleich
geht. Und daß sie wiederkommt, glücklich.
Meine Hände lege ich nun leicht auf ihre Hüften. Mehr nicht. Das hat freilich
ein paar mal gebraucht, bis ich wußte, ich muß sie jetzt aus meinen Männerhänden
lassen, ganz und gar. Auch aus den sonst gern gespürten flinken Fingern.
Den Kopf hält sie ganz nach unten jetzt. Schaut in sich hinein, lauscht in sich
hinein. Vermute ich. Wissen kann ichs nicht. Wer kann das schon wissen, wer muß
das auch wissen.
Nun hebt sie sich langsam. So weit, daß ich schon fürchte...aber sie hat ihn
unter Kontrolle. Selbstverständlich. Und wieder abwärts. Ein wenig schneller.
Wenn sie so weitermachen würde! Aber Beherrschung ist angesagt, nur das ist
jetzt wichtig.
Und jetzt geht ihr Kopf nach oben. Die herrlichsten Brüste der Welt laden meine
Hände ein, aber mittlerweile hab ich die unter Kontrolle. Wenns auch
schwer fällt. Nach einigem gleichmäßigen Auf und Ab weiß sie irgendwie, daß sie
damit aufhören muß. Sonst...
Jetzt schon, anders als beim letzten Mal, bewegt sie sich seitwärts und vor und
zurück. So daß ich fürchte, daß er mir aus der Wurzel gerissen wird. Hols der
Teufel, heut will sie's aber wissen! Schön, aber schmerzhaft. Alles, was schon
nach außen drängte, zieht sich zurück, restlos.
Dennoch - es ist gut so. Es braucht nämlich lange, bis sich da wieder Druck
aufbaut. Und so wird nichts passieren, was sie jetzt stören würde, so erhebend
schön es auch sei. Alles zu seiner Zeit, das wissen wir beide in vertrauensvoller
Zweiheit.
Kurz senkt sie den Kopf. Doch nicht so weit. Ein Blick streift mich. Sieht sie
mich überhaupt? Nicht so wichtig. Nach hinten biegt sie sich jetzt. Und senkt
sich, drückt sich ganz herab, soweit, bis ich glaube, mein ganzer Körper ist in
ihr. Aber ist er das nicht schon?
Nur kleine Bewegungen jetzt, aber Vieles bewirkend in ihr. Lauter wird ihr Atem,
klangvolle, kleine spitze Schreie mischen sich hinein. Ihr Körper, gebogen,
angespannt, hebt sich nun wieder. Doch nicht so weit. Eine Handbreit oder zwei.
Und ich weiß, sie sucht ihr Pünktchen. Kleine Bewegungen nur, auf und ab, ein
wenig auch mal seitlich.
Und wiederum bei mir der Wunsch, wie wohl bei jedem Mann, einmal nur das Alles
auch so spüren zu können. Einmal nur, damit man's weiß, wie es ist. Das würde
genügen. Man ist ja Mann und hat das Seine zu tun.
Zurück aus solchen Gedanken holt sie mich mit Schreien, nicht laut und doch das
Universum füllend. Und mich mit Stolz. Das ist ja klar. Warum auch nicht?
Wo sie das nur herholt. Soviel Resonanzraum ist doch garnicht dort hinter ihren
hoch aufgerichteten, von süßen Gipfeln gekrönten Hügeln? Aber ist das wichtig
jetzt? Wo ich wieder meine Not habe, mich nicht einzukrallen in ihren runden,
harten Hintern, nicht mit ihren Brüsten Dinge zu tun, die vielleicht schmerzen!
So aber wird sie zumindest auf dem Oberschenkeln blaue Flecke haben. Und mir
im Spaße später zeigen, daß ich ja doch verdammt weit vorgedrungen war, nach innen,
wohin ich nicht sollte zu der Zeit.
Doch jetzt - gibt es schon Namen für die Bewegungen, die sie ausführt? Alles wird an
Festigkeit abverlangt dem, der hoffentlich solid befestigt ist.
Und dann hebt sie ab.
So schön daß man weinen möchte vor Freude.
Schnell den Kopf zur Seite legen heißt es jetzt. Ich weiß doch, nachdem wir
einmal fast zusammengestoßen wären: Sie will sich fallenlassen jetzt und ganz
und gar. Und so tut sie denn. Oh, dieser wunderbare Körper, jetzt ist er wieder
bei mir im Sinn des Wortes. Und ich genieße es und sie genießt es ebenso wie
vorher die kleine Entfernung.
Ich streichle ihren Rücken, sie braucht das jetzt. Ganz langsam, vom Hals bis
zu...ja und hier darf ich nun auch schon mal zwicken und hart anfassen. Aber
schnell wieder nach oben, es ist noch zu streicheln. Nach angemessen langer
Zeit drück ich sie dann heftig. Es tut ihr weh, aber das brauch ich nun.
Ich drück ja auch nicht lange und so richtet sie sich auf und sieht mich an.
Oh, dieser Blick! Er ist alles, alles Wert an Beherrschung, die eine Weile
notwendig war.
Und dann küßt sie mich wild und herzhaft und schmerzhaft. Das tut mir weh,
meine Lippen sind da etwas zu empfindlich. Egal...
Danach hopst sie herunter von mir und läutet die Phase der Albernheit ein. Läutet?
Ja läutet. Das macht doch allen Frauen Spaß, den da unten jetzt in dem Zustand zu
sehen - nein - vorzuführen. Na ja, ist schon in Ordnung, mein süßes Teufelsweib.
Zuwachs
Klar, Zunahme ist ein schönes Wort. Gehört zu den Positivworten. Heutzutage
gibt es hochbezahlte Werbeleute, die Ihren Tag damit verbringen, unsere paar
trotz Schulsystem und Medien übriggebliebenen Worte in Positiv- und Negativworte
zu trennen. Richtig oder falsch einsortierte Worte können Geld erzeugen oder vernichten !
Das sollte jetzt allerdings nicht die Assoziation zum Mülltrennen wecken !
Obwohl, wenn ich einige Kommentare in verschiedenen Sohschel Netwörx lese...
Der Wert mancher dieser Texte besteht ja im Nachweis, daß man in
2 Zeilen 7 Fehler unterbringen kann.
Hat in den letzten Jahren stark zugenommen, diese Fähigkeit. Es scheint auch,
daß die Fehleranzahl direkt proportional zur Anzahl der Pubertätspickel ist.
Kriegt man mit der nächsten Rechtschreibreform aber sicher wieder hin.
Man braucht ja nur die Fehler als richtig erklären und vice versa.
Eine vorbereitende Maßnahme dafür ist das Bestreben der Politik, das als zu hoch
eingeschätzte Bildungsniveau an deutschen Schulen drastisch abzusenken.
Naja, da kann wenigstens kein Nachwuchspolitiker wegen Überqualifizierung
abgelehnt werden. Und das notwendige Schubsen und Beschimpfen kann er
sich bei Fußballern abschaun.
Ach gottchen, bin vom Thema abgeschwoffen. Nun aber zurück zum Positivwort Zunahme
und einem Beispiel, wie es durch die Kombination mit einem anderen Positivwort zu einem
Negativwort werden kann.
Ich sage nur - Gewichtszunahme.
Es hilft unsereinem ja nix, wenn man es macht, wie die Post oder andere Dienstleister
oder Firmen, die eine Preiserhöhung einfach in Preisanpassung umbenennen.
Hallo, Post, ihr seid zu früh dran !!! Bis zur völligen Verblödung brauchen wir noch
ein paar allerdings wenige Jahre!!
Es ist halt so , daß einem selbst eine fröhliche Namensänderung kein einziges Pfund
schmelzen läßt. Ich sage natürlich auch schmelzen, weil es trendy ist. Somit ein
Doppelpositivwort!
Man muß also selbst was dagegen tun. Dagegen ist in dem Fall ein Negativwort, was
durch die Arbeitsperipherie zum Positivwort gewandelt wird. Wie zum Beispiel
Brandsätze werfen. Wenns die Antifa macht, wird das als Aktion bezeichnet und ist positiv.
Achso ja - Zunahme und was selbst dagegen tun...
Zum Nachmittagskaffee schneide ich zum Beispiel eine Scheibe vom Kuchen ab, die so
dünn ist, daß die Rosinen darin wie hübsche kleine rosa Butzenscheiben wirken. Da
schaue ich dann durch und sage "Draußen scheint die Sonne". Das freut mein Gewissen.
Oder um noch ein Trendwort zu gebrauchen - es werden Glückshormone ausgeschüttet.
Ok da muß man jetzt nicht so mit der optischen Phantasie rangehn.
Jedenfalls kann ich wegen dem so beruhigten Gewissen mir noch eine Scheibe vom Kuchen
abschneiden. Da schaue ich dann durch und nenne sie "Finstere Nacht bei Neumond".
Ehrlichkeit ist nämlich auch ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Gewichtszunahme!
Deshalb mache ich mir das Wiegen auch nicht so einfach, wie oft in Bildern gezeigt.
Da legt man sich auf den Rücken und die Waage auf die hochgereckten Füße. Nahein,
ich lege auf die Waage noch ein 10 Kilogewicht drauf !!! Damit übe ich immer etwas
psychologischen Druck auf mich aus.
Würde eine Frau nicht verstehen, diesen Mentalmechanismus. Deshalb lache ich mir ja
auch keine mehr an. Da würde nur dieser gewisse Blick von schräg oben kommen,
kombiniert mit einem gedehnten "Jaaa, jaaa".
Dabei weiß doch jeder Mann - fett ist man erst, wenn man nicht mehr ohne Spiegel
den ausgefahrenen aber ich bin jetzt zu faul, das genauer zu erklären.
Tips der Apotheken Umschau
Gelesen in der Apotheken Umschau:
"...Tips, wie sie die gute Wochenendlaune in den Job retten"
Das isses! Das braucht man!
Klar, 'nen Job sollte man schon haben. Wer ständig Wochenende hat, braucht jetzt nicht weiterlesen.
Der hat ja dann permanent gute Laune. Für den Rest der Bevölkerung, der Arbeit hat, hier aber ein
paar Dingens herausgegriffen:
• • • • • • Sie fühlen sich ausgelaugt und schlapp?
Tanken Sie gleich am Montagmorgen Energie für die neue Woche : Yoga verbindet Atmung und
Bewegung mit tiefer geistiger Entspannung und Erholung. Ideal um den neuen Tag willkommen zu
heißen : Der Sonnengruß....
• • • Mein Zusatztip :
Wer zwei Stunden mit Bus und Bahn oder Auto unterwegs sein wird, muß freilich schon um Drei statt um
Vier aufstehn. Da ist zwar noch keine Sonne draußen. Aber die Sonne im Herzen will auch mal gegrüßt sein, woll.
Wichtig ist der Ort für die Übungen. Nicht direkt im Weg der tätigen Hausfrau, aber erreichbar für sie. So kann
sie Zettel mit Fragen in Ihren Schoß werfen und auch die Schultaschen für die Kinder an Ihnen aufhängen,
das erleichtert ihr das Packen derselben. Eine Übung - zweien genützt, würde es in der Werbung heißen.
• • • • • • Der Gedanke, die ganze Woche in Ihrem Büro zu verbringen, treibt Ihre Laune auf den Nullpunkt...?
Bringen Sie Farbe in die Räume, in denen Sie sich täglich acht Stunden oder länger aufhalten. Und schauen
Sie am Montag morgen doch einmal im Blumenladen vorbei......
• • • Mein Zusatztip :
Sie müssen natürlich zusehn, daß Sie nicht zu der unbedeutenden Minderheit gehören, die in Werkhallen
herumdümpelt oder auf Baugerüsten Bier trinkt etc. pp. Damit kann sich eine Apothekenzeitung nicht auch noch
befassen. Also : Büro. Mit der Hände Arbeit Werte schaffen ist eigentlich auch ein bissel aus der Mode in
unserem Skandalonien. Ich tu's halt trotzdem noch, aus nostalgischen Gründen und weils irgendwie
Gewohnheit geworden ist. Wegen dem lächerlichen Gehalt jedenfalls nicht.
Und was die Blümchen betrifft - wenn ich ehrlich bin - ich habs eigentlich nur noch nicht versucht. Also
morgen früh um Halbsechs trommel ich unsere Blumenhändlerin an der Ecke heraus. Ich denke mal, wenn
ich ihr das richtig erkläre, wird sie sogar noch ein Stengelchen Grünes dazutun. Und ich bekomme ihr erstes
Lächeln des Tages mit auf den Weg.
Wenn meine Kollegen dann meinen geschmückten Werktisch sehen, werden natürlich Worte wie "Schwuchtel"
oder "Schwuli" oder Ähnliches fallen. Aber der mental Gesündere werde ich sein - dank Blumen!
• • • • • • Sie haben absolut keine Lust auf den Job?
Wenn Sie mit den Gedanken immernoch beim Wochenendtrip in den Bergen sind, machen sie sich einmal die
positiven Seiten Ihres Jobs klar : Zum Arbeitsbeginn sozialer Austausch mit Kollegen, Anerkennung für Ihre
Fähigkeiten, Zeigen Ihrer finanziellen Unabhängigkeit, die Ihnen Ihr Wochenendvergnügen erst ermöglicht.
Ihnen fällt beim besten Willen nichts Erfreuliches ein? Dann sollten Sie erwägen, den Job zu wechseln....
• • • Mein Zusatztip :
Wenn Sie also den sozialen Austausch mit Kollegen pflegen, wie lockere Gesprächsrunden, erholsames
Kaffeetrinken usw., kann es sein, daß Sie einen unverständigen Chef haben. Soll ja vorkommen. Haben Sie
daher immer die o.g. Apothenumschau dabei, aufgefaltet mit der entspr. Seite. Nach einem kurzen flüchtigen
Überfliegen des Artikels wird er aufgeschlossener sein. Mild und sanft wird er Ihre Gedanken vom Wochenendtrip
weg auf die Arbeit hin lenken. Anerkennung Ihrer Fähigkeiten könnte sich als Folge ebenfalls einstellen.
Zugegeben, den Job wechseln ist nicht so einfach. In meinem Fall haben sich unverständlicherweise um
mein Nest herum nicht genug Elektronikbuden angesiedelt. Muß ich beim Wechsel halt 'ne Fahrt von zwei-drei
Stunden einplanen. Ist ja offiziel "zumutbar". Hab ich freilich weniger Zeit für meine Kinder. Ich muß eben nur
drauf achten, daß ich wieder in etwa so wie jetzt das halbe Gehalt davon bekomme, wie ich es z.B. in Bayern
bekommen würde. Ist nur wegen der finanziellen Unabhängigkeit, von was auch immer.
Ja, die Apothekenumschau ist schon einen Blick wert. Am besten in ruhiger, abgeschiedener, sitzender Position.
Mit anschließender Verwertung.
Mein Tagebuch
Ich muß das nun einmal sagen: Ich bin erschüttert, wie lax heutigentags
im Zeitalter der Biografien und Memoiren das Thema Tagebuch angegangen
wird. Es muß doch bei Allem erstmal für ein Mindestmaß an Organisation
gesorgt werden.
Das fängt schon mit der Größe an. Mein Tagebuch hat die Maße 32 x 48 cm.
Es braucht dadurch nur 1200 Seiten stark sein. Selbstverständlich mit
Harteinband und Lederüberzug. Viele Leute machen den Fehler und nehmen
A5-formatige sogenannte "Poesiealben". Wundern sich dann aber beim 34.,
daß sie preislich keine Vorteile erwirtschaften konnten.
Als Erstes habe ich dann auf vier Seiten ein sorgfältig formuliertes
Teiltestament bezüglich der Verwendung nach meinem Ableben eingetragen.
Einige der Punkte sind z.B.
- Mindestjahresumsatz des Verlages, der sich um die Veröffentlichung bewirbt.
- Veröffentlichung nur, wenn neben der Volksausgabe eine limitierte Schmuckausgabe
von 120 Stück erfolgt.
- von mir rot unterstrichene Passagen müssen von einem Lektor in Anwesenheit
eines vereidigten Notars herausgenommen werden.
- Das Tagebuch darf nicht in Bahnhofsbuchhandlungen etc. angeboten werden.
Somit ist gesichert, daß dem Buch, will sagen, meinen durchgängig als
hilfreiche Beispiele aufzufassenden Eintragungen die angemessene
Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ich kann das von hier oben nicht überwachen,
bin aber sicher, daß das wie gedacht funktioniert. Auch wenn ich nur
die ersten 52 Seiten nutzen konnte, sollte sich kein Verlag den Texten
verschließen können. Schon weil ich natürlich auch 14 andere Verlage
informiert habe. Der übliche Futterneid sollte das Nötige bewirken.
Nach widerrechtlichem Lesen der besagten 52 Seiten hat mir meine Frau
das Buch zwar weinend, aber in heimtückischer Weise auf den Kopf geschlagen
und anschließend in den Kamin geworfen. Ihre Absicht, die Veröffentlichung
zu unterbinden, wird selbstredend trotzdem nicht aufgehen.
Das von mir ebenso sorgfältig geführte Parallelexemplar wird nach der
vereinbarten Frist von meiner Bank aus dem Schließfach genommen und in
die Hände meines Freundes gelegt. Er ist über meinen Veröffentlichungswunsch
orientiert.
Durch den Wurf in den Kamin hat sich meine Frau letztlich nur selbst
geschadet. Mir ist zwar jede Rachsucht fern, aber nach dem Prinzip
Strafe muß gewährleistet sein, hatte ich nämlich sicherheitshalber unter den
Lederbezügen vorn und hinten sowie im Buchrücken einen Hunderterpack
echte Zelluloidlineale verteilt. Nun ja, da meine Frau ohnehin wegen
jeder Kleinigkeit zu ihrer Mutter gerannt ist, wird sie den Verlust der
Wohnung wahrscheinlich leicht verschmerzen.
Ich kann mir hier oben nun in aller Ruhe ein kleines Vergnügen gestatten.
Indem ich auf allen Schritten und Wegen meiner Frau außerhalb öffentlicher
Gebäude eine kleine, aber ergiebige Regenwolke positioniere, halte ich die
Erinnerung an ihre frevelhafte Tat in ihr wach. Daß ihre
Lebenshaltungskosten aufgrund permanenter Beschädigung der von ihr
geliebten Dauerwellen ansteigen werden, ist ein Nebeneffekt, auf den ich
keine Rücksicht nehmen kann. Ein wenig aufpassen muß ich, wenn mein Freund
in ihrer Nähe weilt und sich etwas um sie kümmert. Meinem langjährigen, treuen
Gefährten möchte ich keinen Harm zufügen.
Hinweise zur Anhebung
der Effizienz
bei der Berichterstattung über
die sogen. Kindermörder
Bisher war die Berichterstattung über Kinderschänder und -mörder zwar einigermaßen
ausreichend, aber mehr oder weniger vom Zufall abhängig. Bei straffer Planung und Organisation
ist hier jedoch noch viel mehr an Effizienz zu erreichen. Zum Einen kann die Sicherung, ja sogar
die Schaffung von Arbeitsplätzen im Medienbereich verbessert werden. Zum Anderen kann eine
Zunahme des Bevölkerungsteiles erreicht werden, der sagt: "Unter Adolf (Erich, Diktator XYZ etc.)
wäre das nicht passiert".
Die Betrachtung "Wem nützen die Skandale in unserem Skandalonien" führt zwangsläufig dazu,
daß ebendiese Nutznießer aufgefordert sind, mehr in o.g. Planung und Organisation zu investieren.
Hier sei insbesondere auf einige wichtige Punkte hingewiesen:
1)
Zuallererst sollte im Volk das Gefühl erzeugt werden, daß Begriffe wie z.B. Kindermörder in
unserer fröhlichen Zeit etwas unzeitgemäß Belastendes haben. Das Beispiel Amerika sollte ins
Bewußtsein gerückt werden, wo es in Todesfällen ja auch heißt: "Wir haben sie/ihn verloren".
Kinderverlierer klingt doch gleich viel hübscher. Schließlich, was verloren wurde, kann ja
wiedergefunden werden. Irgendwo. Irgendwann. In irgendeinem Zustand.
Daß das jeweilige Kind bis zu dem jeweiligen etwas unangenehmen Zwischenfall in einer
freiheitlich-demokratischen Ordnung leben konnte, sollte auch nicht aus dem Blickfeld geraten.
2)
Auch bei mehrfachen Fehleinschätzungen einer Ärzte- oder Expertenkommission, z.B. bezüglich
eines gegebenen Sexualtäters dürfen Forderungen betreffs Gehaltsrückerstattung oder gar
Entlassung nicht gestellt werden. Was bei einem Arbeitnehmer als bewährte Maßnahme gilt, würde
bei den o.g. Fachkräften sofort den Mut und die Freude an Entscheidungen lähmen.
3)
Letztgenannter Punkt dürfte auch den rechtzeitigen psychologischen Aufbau des jeweils nächsten
Kinderverlierers erleichtern, so daß hier eine gewisse Regelmäßigkeit im Auftritt erreicht wird.
Doch auch nicht einsitzenden Quereinsteigern sollte eine Chance gezeigt werden. Durch die Presse
kann der Unentschlossene auf Fernsehauftritte, clevere Anwälte, lukrative Heimplätze u.ä. nach
einer freilich einigermaßen medienwirksamen Tat hingewiesen werden.
Merke: Ein Kinderverlierer ist zwar etwas defekt im Hirn, kann aber lesen, auswerten und günstige
Bedingungen für seine medienunterstützenden Absichten erschnuppern.
Daß weltweit einige hundert Millionen Menschen mit schwerer Kindheit nicht auch immer zum
Mörder o.ä. werden, liegt vermutlich daran, daß niemand ihnen ihre Möglichkeiten aufgezeigt
bzw. geschaffen hat.
4)
Fernsehauftritte von Kinderverlierern sind ähnlich die von Stasigrößen sehr lehrreich.
Sie vermitteln auf anschauliche Weise die Erkenntnis: "Mach nichts halbherzig, sondern
bringe Dich voll ein, dann hast Du Erfolg und Ruhm".
Schnell ist ein Kinderverlierer als gefährlicher Bösewicht dargestellt und verschrien. Dabei
stehen doch den Medien alle Möglichkeiten offen, ihn als kurzweiliges Schlitzohr a la Dagobert
darzustellen. Der Unterhaltungswert könnte dadurch immens gesteigert werden. Auch auf ein
weiteres Buch mit Insiderwissen könnten wir uns dann freuen.
6)
Die Veröffentlichung quengelnder Hinweise, daß es in Skandalonien viele Opferhilfsvereine gibt,
wo doch angeblich alles für Gewaltopfer getan wird, können die allzeit sorgfältigen Recherchen der
Presse stören und sollte deshalb auf Zeiten wie z.B. 2:45 Uhr nachts bzw. Seite 12 der 5. Beilage
zurückgestellt werden. Demokratie ist damit zur Genüge bewiesen.
7)
Für den Fall, daß durch Übereifrigkeit oder Zufall die Verfolgungszeit unter 14 Tage zu gehen
droht, sollte ein Tipgeber, eine Pseudogeisel oder eine andere Hilfsmaßnahme für den Kinderverlierer
bereit sein. Selbst ein Telefonausfall könnte jederzeit wieder auftreten.
8)
Es muß hin und wieder ein Polizist davon überzeugt werden, daß er, wenn er einem Kinder-
verlierer oder anderem Gewalttäter wehtut, von diesem mit Erfolg angezeigt werden kann.
Vom Volk wird immer wieder vergessen, daß in ganz Skandalonien die Gleichheit vor dem Gesetz
verwirklicht ist.
Die o.g. Anzeigen sollten dieses hin und wieder ins Gedächtnis zurückrufen.
9)
Gute Ergebnisse bei der nötigen Manipulation einfacher Gemüter würden evtl. erzielt, wenn
rechtzeitig ein Staatsanwalt präpariert werden könnte, der wie ein Verteidiger des Kinderverlierers
argumentiert. Das gäbe der Sache den Eindruck der seriösen Unvoreingenommenheit. Der
Verteidiger muß ja schließlich sowieso verteidigen, der Staatsanwalt würde dies jedoch aus
tiefinnerlichem Gerechtigkeitsbedürfnis tun. Entschuldigungsfaktoren wie "schwere Kindheit"
u.a. gewinnen so an Wert.
Womit sich über Punkt 3 der Kreis schließt. Unter Beachtung all dieser Punkte sollte die angestrebte
Effizienz damit erreichbar sein.
Literaten
...nun schwebte aber da ein Planet im All. Sanft liebkost von den feinen Fäden der
Zeit. Doch gab es Zeichen, daß nicht von Dauer sein würde der convenierende
Zustand.
So kam der Tag, da die Fäden sich ballten zum Tornado. Und mit eins ward erfaßt der
Planet und gewirbelt, daß Gott erbarm. Und mannigfaltiges anderes Material aus den
Weiten des Alls und Losgerissenes von ihm selbst wirbelte herum desgleichen. Blieb also
nicht aus, daß geschliffen wurde am Planeten, geraspelt gar mit diesen groben
Stoffen. Allem voran mit kristallisiertem Atem des Publikums, lose gekittet durch
gesunden Menschenverstand und gesicherten Erfahrungen, was dem Menschen nützlich sei
auf seinen Wegen.
Waren da aber Einige auf dem Planeten, dem arg geplagten, die nahmen nicht hin das
Verhängnis, im Nämlichen ihren damit verbundenen Untergang. Erkannten, daß nur
eines blieb : Zu bilden eine Kapsel, geschützt von einer Schale, dimanthart und
doch lederzäh. Und sollte im Inneren ein System sein, das sich selbst erhielt durch
ständiges Geben und Nehmen. Ermöglichend so Bewegung, doch ohne Reibung, Aktivität,
doch ohne Verausgabung, Illumination, doch ohne Lichtabgabe. Kurz - das Perpetuum mobile.
Hielten dieses dann am Leben durch schlichtes Leugnen seiner Unmöglichkeit.
Wird dann in einer Million und vierundsiebzig Tagen der Tornado der Zeit an Kraft
verlieren.
Wird dann mit dessen letztem Hauch die Kapsel sich herniedersenken zur Oberfläche
des Planeten.
Wird dann sich öffnen zur Welt die Kapsel und heraus werden treten die Klugen, die
sich da nennen Literaten, Literaturexperten, Literaturkritiker und Sonstige, die
es schafften, zur rechten Zeit ein "Litera..." voranzustellen ihrer Tätigkeit.
So ist es vorausbestimmt.
Doch nicht bis ins Letzte, was ja nicht möglich ist durch Unwägbarkeiten im Strom
der Zeit. So könnte es auch sein, daß die Emsigen beschließen, auch fürderhin zu
bleiben, wo es ihnen wohl zumute ist - in ihrer Kapsel, gleich einem warmen Neste mit
allen Eigenschaften eines solchen.
Aufruf zur Rettung
einer bedrohten Menschenart
Es ist gut und richtig, daß uns vom Aussterben bedrohte Tierarten nahegebracht
werden, auf daß sich Herz und Portemonaie öffnen mögen. Dabei geraten bedrohte
Menschenarten jedoch leicht ins Abseits der Gedankenlosigkeit. Deshalb möchte
ich Ihnen heute den "Stinknormalen, voll zurechnungsfähigen Gewaltverbrecher
(violentor vulgaris)" ans schon erwähnte Herz legen.
Wer die Medien aufmerksam verfolgt, wird feststellen, daß es den Obengenannten
(im Weiteren als G.V. bezeichnet) kaum noch gibt. Schon in den ersten Sätzen einer
Nachricht über ein Gewaltverbrechen wird darauf hingewiesen, daß der Täter geistig
nicht auf der Höhe ist. Zumindest aber "verstört". Hier gibt es also für uns keinen
Handlungsbedarf. Diese Täter sind oder werden noch gut versorgt. Im Vorfeld ihrer
Tat bekommen sie Verhaltenstips in Form von Pressemitteilungen oder Fernsehauftritten
anderer bedauernswerter Täter, denen sie alles Brauchbare entnehmen können.
Danach bekommen sie einen guten Anwalt, der das Weitere regelt, sowohl für den Täter
als auch für sich selbst. Von den Opfern soll hier nicht die Rede sein, die sind hierzulande
ja ohnehin bestens versorgt, wie man weiß.
So gehen wir denn Zeiten entgegen, wo es nur noch und ausschließlich den
unzurechnungsfähigen, nicht bestrafbaren Täter gibt. Jedermann sollte aber inzwischen um
die Schädlichkeit von Überzüchtungen wissen. Wir sehen es ja z.B. an derartigen
Blumen. Diese sind freilich sehr hübsch anzusehen, jedoch überempfindlich in Handhabung
und Pflege. Leicht kann also die Arbeit mit unseren G.V. ins Desaster umschlagen.
Was aber ist mit den Tätern, die aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sind, die
vielen gutgemeinten Hinweise auszuwerten und für sich nutzbar zu machen? Sollten wir
da nicht endlich auch etwas Arbeit investieren, sie für uns zu erhalten? Ein
Wachsfigurenkabinett oder die Tiefkühltruhe sind da ein nur unzureichender Ersatz.
Schlimmer noch, einige sich auf dem geistigen Horizont einer knieenden Ameise befindenden
Sozialwissenschaftler reden sogar von Sterilisation. Der richtige Weg wäre jedoch die
Ausbildung des G.V. in den einschlägigen, notfalls sogar mittelalterlichen Gewaltpraktiken
sowie dazu passenden unverschnörkelten Verhaltensweisen. Die mittlerweile fast
ausschließliche Darstellung von Gewalt im Fernsehen kann die praktische Ausbildung
nicht ersetzen. Wichtig ist also die Förderung eines passenden Umfeldes sowie
die gute Versorgung des G.V.
Während es inzwischen ja sogar ein Wiederbesinnen auf die Schönheit wildwachsender
Blümchen gibt, tun wir bei unseren G.V. zuwenig. Immerhin, in den mit leichter Hand
am Fließband produzierten Actionfilmen werden die Bösewichte nicht mit Rasenharken
belohnt, sondern irgendwie bestraft. Aber leider fehlt im Abspann dieser Filme der Hinweis,
diesen Fakt mit ins Leben hinauszunehmen, was der G.V. dann gern tun wird. Eine
verzeihliche Nachlässigkeit, die aber bei kommenden Filmen wohl korrigiert wird.
Wie sehr die o.g. G.V. zum Leben gehören, sollte uns auch das Liedgut eines Volkes zeigen.
Das schöne Lied "Warte warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir" hätte
mit einem, sagen wir mal, bekloppten Täter nicht diesen Eingang in die Herzen finden
können. Die Möglichkeit, daß wieder einmal ein solch wertvolles Stück Kulturgut entsteht,
schwindet aber von Tag zu Tag.
Zusammenfassend möchte ich also noch einmal dringlich machen : Die Zeit zur Rettung des
G.V. läuft uns schnell davon. Wir aber bleiben hier zurück am Tatort der Vernichtung des
G.V. Das sollte uns doch zu denken geben.