Mein Bett

Mein Bett hat mich gefragt nach Dir, mein Schätzchen,
es meint, da wäre jederzeit ein Plätzchen.
Ein altes Bett, das muß es schließlich wissen:
Der Platz reicht aus beim Lieben und beim Küssen.

Es würd sich amüsieren, wenn Du's glattziehst,
es weiß ja, daß Du später nicht mal hinsiehst
und kräftig mithilfst, wenn wir es zerwühlen.
Da wüßt' es dann, daß wir uns wohl drin fühlen.

Und solltest Du ein wenig zu laut stöhnen,
das könnt' es leicht mit Quietschen übertönen.
Ein Stehaufmännchen fände es recht niedlich,
ein Wasserhähnchen wär ihm viel zu friedlich.

Am Morgen wird es uns 'ne Pause gönnen,
daß wir beim Frühstück Kräfte sammeln können.
Und später muß es vor Vergnügen quieken,
wenn uns die Krümel in den Hintern pieken.

Das Leben

Du willst mit Kumpels kräftig einen heben,
doch plötzlich macht Dein Magen nicht mehr mit
und irgendwer schreit laut und schrill "igitt".
Jetzt weißt Du:
Das störende am Leben ist das Leben.

Du bist grad beim Gedankennetze weben,
das Schreiben geht Dir locker von der Hand,
doch Druck im Darm zerreißt der Worte Band.
Da weißt Du:
Das störende am Leben ist das Leben.

Du hast grad die Strukturtapete kleben,
rührst neuen Leim und nimmst Dir noch ein Bier.
Die Freundin - geht mit Koffer aus der Tür.
Du weißt schon...
Das störende am Leben ist das Leben.

Du wolltest niemals mehr Dein Herz vergeben
und Ruhe sollte einzieh'n tief in Dir,
doch läuft da diese Frau Dir ins Visier.
Ach, weißt Du:
Das störende am Leben ist das Leben.

Im Blumenladen

Kommt ein Mann in den Blumenladen und sucht da so'n bissel hilflos herum.
Dann sieht er ein Schild "Laßt Blumen sprechen". Also geht er weiter durch zum Tresen und fragt die Verkäuferin. "Ja also äh ich möchte äh..."
Die Verkäuferin ist vom Typ 'so breit wie hoch' und hat die Stimme einer Kettensäge mit Zahnschmerzen.
"Ja und?"
"Ja also äh die Blumen sollen meiner Freundin sagen, daß ich mit ihr in den Wald und so und spazierengehen..."
"Klar, und?"
"Und dann sollen sie noch sagen, daß ich mit ihr an einem ruhigen schönen Plätzchen..."
"Ja - weiter!"
"Und daß ich sie da küssen möchte..."
"Allet klah. Weeß wat se wolln... Kennt Ihre Freundin die Blumensprache?"
"Ja ja, das weiß ich genau"
"Ok, wartense..."
Die Quadratische dreht sich um, bückt sich und kramt 'ne Weile in einem alten Blecheimer herum. Der Mann schaut krampfhaft zur Decke und hofft, daß er den Anblick bald wieder aus dem Kopf kriegt. Dann kommt sie wieder hoch und gibt dem Mann einen grünlichen unansehnlichen Stengel.
Der fragt natürlich äußerst ungläubig "äh...wie jetzt?...das soll..."
"Na klar. Gehmse das Ihrer Freundin, denn weeße Bescheid. Det Zeuch vertreibt die Ameisen!"

Transport

Dacca vor der Regenzeit. Das richtige für Frostbeulen wie ich. Endlich mal ausgiebig und mit Grund auf Hitze fluchen! Schön! Tagsüber hieß es Antennenmasten aufstellen, so heiß wie eine auf Stufe 3 vergessene Bratpfanne. Jetzt aber - Feierabend. Da sitz ich auf meinem Stühlchen und schau allem zu, was sich um mich herum bewegt. Ich - bewege mich nicht. Die Temperatur ist etwas gefallen, von 44 auf 40 Grad. Super!

Herr Minze kommt um die Ecke. Streicht einen halben Meter an meinem Sitz vorbei. Somit weiß ich jetzt, daß ich als verachtenswert kraftlose Person eingestuft wurde. Ja danke, Herr Minze, sehr liebenswürdig! Aber, nun ja, seine Einschätzung stimmt eigentlich. Trotzdem - ein Prachtkater ist das und kein Schmusetier. Nicht mal die duftfreie Pappnachbildung einer Hand würde an ihn herankommen.
Mein Blick folgt ihm ein paar Meter. Bis zu einem schwarzen Strich quer über dem Plattenweg. Waren sicher die Kinder. Ich drehe den Kopf wieder in eine energiesparende Richtung. Aber da war doch was! Ist das ärgerlich, ich muß den Kopf wieder zurückdrehen. Blöde Neugier!
Da bewegt sich was auf dem Strich. Langsam, aber gleichmäßig. Hat sich also der Trick mit dem Portemonaie am Bindfaden bis hierher eingeschlichen. Andererseits, ziemlich klein das Ding. Zu klein für 'nen Taschentresor. Aber bewegt sich, zum Teufel!
Ein Techniker hat interessiert zu sein in solchen Fällen, versuche ich mir einzureden. Nach ein paar Minuten habe ich Erfolg damit und erhebe mich. Für Stolz auf mich habe ich keine Kraft. Ich muß zu meinem Forschungsobjekt.

Allewetter! Die kleinen Biester! Man weiß es natürlich, sie sind kräftig. Aber sowas aus nächster Nähe sehn, ist was Anderes. Da schleppen tausende winzige schwarze Ameisen jede Menge Zeugs wohin auch immer. Und ca. dreißig davon transportieren eine Kakerlake. Von den Ameisen ist keine größer als vier Millimeter. Die Kakerlake ist ca. fünf Zentimeter groß. Nur der Körper, die Fühler bringen nochmal das Maß. Lecker!

Da hocke ich nun und schau mir das an. Warum eigentlich mache ich sowas nicht auch zuhause? Hach, was für herrliche Moralbetrachtungen könnte man jetzt daraus ableiten. Aber ich bin zu faul und gehe wieder zu meinem Stühlchen.